CASTOR-Demonstration in Greifswald
Lubmin bei Greifswald ist kein unbeschriebenes atomares Blatt. Zu DDR-Zeiten stand hier das größte Atomkraft der DDR mit 4 Blöcken – der fünfte Block wurde im November 1989 in Betrieb genommen, jedoch nach einem Monat wieder abgeschaltet. Auch die anderen Blöcke waren ab Mitte 1990 nicht mehr in Betrieb.
Grund war zum Einen die Bürgerrechtsbewegung der Wendezeit, die hier im Norden gleichzeitig die größte Anti-AKW-Bewegung der DDR war. Zum Anderen waren es nicht einhaltbare westliche Sicherheitsstandards, die zu einem Ende der ostdeutschen Atomstromgewinnung führten. Eingelagert wurden die Reste der DDR-Atomkraftwerke in Lubmin.
Und die Bewegung lebt: sie hat 2009 erfolgreich ein Steinkohlekraftwerk am Standort verhindert und ist bereit, mit allen Mitteln des friedlichen Widerstandes gegen ein Atom- Zwischen- bzw. (immer auch temporäres) Endlager und für das solare Zeitalter zu streiten. Denn nun soll neuer Atommüll aus den Kernforschungszentren Karlsruhe und Geesthacht, sowie vom Forschungsschiff „Otto Hahn“ nach Lubmin gebracht werden. Der Transport der CASTORen wird für den 16. Dezember in der Region erwartet. [http://www.youtube.com/watch?v=1meTjQOb0TU]
Ca. 3 – 4.000 Menschen zogen am Samstag durch die Greifswalder Innenstadt, um gegen die nahenden CASTOR-Transporte und die Nutzung von Atomkraft zur Stromgewinnung zu protestieren. Der durchweg friedliche Demonstrationszug wurde von der Polizei offensichtlich ebenso als friedfertig interpretiert – die VolXpolizisten waren mit einem Lächeln dabei.
Begleitet von einer Samba-Band und diversen Lautsprecherwagen konnten die Demonstrierenden die historischen Bauten der Stadt bewundern. Schade nur, dass viele Greifswalder unbehelligt weiter Glühwein trinken konnten und nicht viel von dem Spektakel mitbekamen. Der Weg führte leider nicht am Weihachsmarkt vorbei. Das sorgte für den Eindruck, dass die Stadt wie leergefegt war, obwohl sich im Zentrum schon das vorweihnachtliche Getümmel abspielte. Dennoch bunt und friedlich zog der Demozug durch die Stadt und kam nach knapp 2 Stunden wieder am Bahnhof an. Dort versorgte die Vokü alle Leute mit leckerer, warmer Suppe. Dann lauschten wir weiteren Reden und musikalischen Beiträgen, bis unser Zug zurück fuhr. Mitte der Woche werden wir und viele Menschen wieder da sein, um gegen die CASTORen zu protestieren.
von Karsten Kranz und…