AKW in Japan explodiert: Nur stillgelegte AKWs sind erdbebensicher!
Nach dem schweren Erdbeben in Japan ist die befürchtete Atomkatastrophe im Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi ?eingetreten. Japan hat den Atomnotstand ausgerufen und den 10km-Umkreis des Atomkraftwerks evakuiert. Mittlerweile soll der Evakuierungsradius auf 20 km ausgeweitet werden. Gegen 23:00 MEZ stieg der Druck im Reaktorbehälter weiter, der Wasserstand der Kühlung deutlich abgesunken und die Radioaktivität im Reaktorgebäude lag bei dem tausendfachen des Normalwertes. Auch außerhalb des Reaktors steigt die Radioaktivität an, zur Druckentlastung wurde radioaktiver Dampf abgelassen. Gegen 8:30 MEZ gab es eine Explosion in einem der Reaktorblöcke. Teile der Reaktorhülle sind eingestürzt. Es ist davon auszugehen, dass in diesem Reaktorblock bereits eine Kernschmelze abläuft. Wenn die Kühlung des Reaktors nicht mehr gewährleistet ist, kann es zur Kernschmelze (einer unkontrollierten Kettenreaktion) und im schlimmsten Fall zur Explosion des Reaktors kommen – dann droht ein Atomunfall wie vor fast 25 Jahren in Tschernobyl mit der Verseuchung weiter Teile des dicht besiedelten Japans und der angrenzenden Länder. Bei einem Unfall im Reaktor Three Miles Island in Harrisburg (USA) vor 32 Jahren gelang es in letzter Minute, die partielle Kernschmelze unter Kontrolle zu bringen und so einen Super-GAU zu verhindern, trotzdem traten beträchtliche Mengen Radioaktivität aus. Die sechs Reaktorblöcke wurden zwar abgeschaltet, aber aufgrund der hohen Temperaturen müssen Atomkraftwerke auch nach dem Abschalten noch mehrere Tage gekühlt werden. Hierfür ist eine Stromversorgung nötig, die in dem japanischen AKW derzeit nicht gewährleistet ist. Da auch die Notstromaggregate von drei Blöcken ausgefallen sind, läuft die Notkühlung des AKW nur noch über die fast leeren Notfall-Batterien. Zudem sind offenbar die Kühlkreisläufe beschädigt. Auch ein weiteres Atomkraftwerk und eine Wiederaufbereitungsanlage verfügen nur noch über eine Notkühlung. Wieder zeigt sich, dass Atomkraft eine nicht beherrschbare Energieform ist. Auch das Erdbeben gewohnte Japan ist nicht in der Lage, Erdbeben sichere Atomkraftwerke zu konstruieren – der jetzt betroffene Reaktor ist für Beben bis Stärke 8,2 ausgelegt, das heutige Beben lag bei 8,9. Zwar kommen so schwere Erdbeben hierzulande nicht vor, aber zu leichteren Beben kommt es auch in Deutschland gelegentlich. Deutsche Atomkraftwerke sind schon bei weitaus geringeren Erdstößen stark gefährdet, viele ältere Kraftwerke sind überhaupt nicht gegen Erdbeben gesichert. Es gibt nur eine Möglichkeit, sich gegen diese Gefahren abzusichern: die Stilllegung aller Atomanlagen! Update 13:00: Laut ARD haben die japanischen Behörden jetzt bestätigt, dass es in dem beschädigten Reaktor in Fukushima 1 zu einer Kernschmelze gekommen ist. Damit ist der GAU – der Größte Anzunehmende Unfall – eingetreten. Noch sei der Reaktorbehälter selber jedoch intakt (im Gegensatz zu dem schwer beschädigten Reaktorgebäude, aus dem radioaktiver Dampf aus tritt). Update 16:30: Derzeit wird von den japanischen Behörden wieder dementiert, dass eine Kernschmelze statt findet. Selbst der Bundesumweltminister gibt jedoch zu, dass alle Indizien darauf hinweisen, dass diese begonnen hat. In Umfeld des Reaktors wird inzwischen innerhalb einer Stunde die Jahreshöchstdosis an Radioaktivität aufgenommen. Vom Reaktorgebäude steht nur doch das Stahlgerippe, der Druckbehälter ist jedoch vermutlich noch intakt. Deutlich zeigt sich die Hilflosigkeit im Umgang mit einer solchen Katastrophe: Nun soll versucht werden, den Reaktor direkt mit Meerwasser zu kühlen. Keiner weiß, ob dies funktionieren kann oder wie viel Radioaktivität durch das dann stark verseuchte Kühlwasser austreten wird – normalerweise verfügen Atomkraftwerke über einen doppelten Kühlkreislauf. Update 13.03. 10:50: Die Nachrichten aus Japan werden immer dramatischer. Nun droht auch in Block 3 des Atomkraftwerks Fukushima 1 eine Explosion und eine Kernschmelze, nachdem auch dort die Notkühlung gestern endgültig ausgefallen ist. Hier könnten die Auswirkungen noch drastischer sein, weil dort plutoniumhaltige MOX-Brennelemente verwendet werden. In Block 1 des Atomkraftwerks Fukushima 1 wird weiter versucht, den Reaktor mittels Meerwasser zu kühlen. Kyodo News veröffentlichte ein Foto des zerstörten Reaktorgebäudes. Japans Regierung gibt mittlerweile zu, dass in beiden Reaktoren eine Kernschmelze ablaufen könnte. 200 000 Menschen wurden aus dem 20km Umkreis evakuiert, bislang wurden 22 AnwohnerInnen wegen radioaktiver Verstrahlung in Krankenhäuser eingeliefert. Trotzdem wurde die Vorfälle in Block 1 gestern nur auf Stufe 4 der internationalen Störfall-Skala eingestuft (Unfall mit lokalen Auswirkungen und Verletzten/Toten durch Strahlung). Die Beinah-Katastrophe in Harrisburg bekam die Stufe 5, der Super-GAU in Tschernobyl die höchste Stufe 7. Diese vorläufige Einstufung scheint Teil der Beruhigungsstrategie der japanischen Behörden zu sein. Diese können oder wollen offenbar nicht zugeben, dass die Situation längst außer Kontrolle geraten ist. Es gibt, wie sich hier deutlich zeigt, keinerlei Konzepte für einen länger anhaltenden Ausfall von Strom- und Notstromversorgung – der sogenannte „Station Blackout“ spielt keine Rolle in den Sicherheitsszenarien von Atomkraftwerken. Dabei besteht diese Gefahr unabhängig von Erdbeben auch in Deutschland bei der Verkettung mehrerer größerer Ereignisse (Sturm, Blitzeinschläge, terroristische Anschläge, technisches oder menschliches Versagen). Sollte es tatsächlich in einem oder beiden Reaktoren zum Super-GAU kommen, müssten ein weitaus größerer Umkreis (vermutlich auch mehrere Millionenstädte) evakuiert werden und weite Teile Japans könnten – abhängig von der Wetterlage – stark radioaktiv belastet werden. Die Auswirkungen dürften in diesem Fall Tschernobyl weit übertreffen, da Japan weitaus dichter besiedelt ist, als die Region um Tschernobyl. Update 14.03. 13:00: Mittlerweile sind in Fukushima 1 bereits drei Reaktoren betroffen. Heute Nacht explodierte das Reaktorgebäude um Block 3 – vermutlich ebenso eine Wasserstoffexplosion wie am Samstag in Block 1. Auch in Block 2 ist die Kühlung ausgefallen, laut Kyodo News musste zudem die dort ebenfalls angelaufene Direktkühlung mit Meerwasser unterbrochen werden, weil den Pumpen der Brennstoff fehlt. Aktuell sollen die Brennstäbe in diesem Reaktor trocken liegen, meldet neben Kyodo News auch der Spiegel-Ticker. Auch hier könnte jetzt eine partielle Kernschmelze eingesetzt haben. Auch in Fukushima 2 gibt es in drei Reaktoren weiter Probleme. Zudem sind im AKW Tokai zwei von drei Dieselgeneratoren ausgefallen. Dieses liegt nur 120 km von dem mit 36 Mio. Einwohnern dicht besiedelten Ballungsraum Tokio entfernt. Die gestern am AKW Onagawa gemessene erhöhte Radioaktivität soll aus dem 150 km entfernten Fukushima stammen. Mittlerweile sind ca. 600.000 Menschen in Japan evakuiert worden (200.000 aus dem Umkreis der Atomanlagen, der Rest aus dem Tsunami-Gebiet). Damit sind mindestens 5% der japanischen Bevölkerung derzeit obdachlos. Kommentar: Die Zuspitzung der Lage zeigt, dass auch die zunächst funktionierenden Notstromaggregate entweder ebenfalls durch das Erdbeben beschädigt wurden oder offenbar nicht auf eine längerfristige Sicherstellung der Stromzufuhr ausgelegt sind. Da eine Wiederherstellung der regulären Stromversorgung in den nächsten Tagen aufgrund der immensen Zerstörungen durch Erdebeben und Tsunami ausgeschlossen ist, könnten sich weitere Reaktoren dem Katastrophenszenario hinzufügen. So bleibt als letzte Hoffnung eine Eindämmung der nuklearen Katastrophe durch die Notkühlung mit Meerwasser und die im Vergleich zu Tschernobyl etwas stabilere Konstruktion der jetzt betroffenen Reaktoren. Eine Freisetzung beträchtlicher Mengen Radioaktivität wird sich durch die auch von Experten als Verzweiflungstat bezeichnete Meerwasserkühlung kaum noch verhindern lassen, aber es besteht zumindest die Chance, einen Großteil des radioaktiven Inventars im Reaktor zu halten.Klar ist jetzt jedoch schon, dass keiner der drei betroffenen Reaktoren je wieder ans Netz gehen wird und ein Konzept für die langfristige Sicherung der havarierten AKWs erst entwickelt werden muss. Die Beschwichtigungsreaktionen deutscher Politiker und der Atommafia sind angesichts des jetzt dreifachen GAUs in Japan, zahlreicher verstrahlter AnwohnerInnen und den zu erwartenden Strahlentoten purer Zynismus. Vielleicht sollten sich diese Atomkraft-Fans als freiwillige Hilfskräfte in Japan melden…