Wie Unilevers Expansionskurs schöngeredet wird

Der Konzern Unilever hat ja seit vergangenem Freitag einen weiteren Preis in seiner Sammlung (Kategorie: „Deutschlands nachhaltigste Zukunftsstrategie“). Verliehen hat ihn – wider alle öffentliche Kritik – die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis. Unilever schrieb dazu in einer Pressemitteilung: „Unilever überzeugte die Jury vor allem mit seiner ambitionierten, öffentlichen Zielsetzung: Das Unternehmen will die eigene Größe verdoppeln. Gleichzeitig will Unilever die Auswirkungen auf die Umwelt halbieren, 100 Prozent der landwirtschaftlichen Rohwaren aus nachhaltigem Anbau beziehen und das Leben von einer Milliarde Menschen verbessern.“ Ausgezeichnet wurde ein Konzern, der weiter stark expandieren, der seine eigene Größe verdoppeln will. Er wurde ausgezeichnet für Versprechungen, obwohl – wie auch die Jury zugesteht – die gegenwärtige Praxis der Rohstoffbeschaffung, insbesondere von Palmöl, verheerende Auswirkungen für Menschen, Natur und Klima hat. Anzeichen, dass dies in Zukunft besser werden könnte, gibt es nicht. Der Jury-Vorsitzende der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis, Günther Bachmann, versuchte mit inzwischen drei Briefen an Robin Wood und Rettet den Regenwald zu rechtfertigen, dass Unilever den Preis bekommt. In seinem jüngsten Schreiben führt er zunächst aus, wie schlimm die Lage ist: „Die Abscheulichkeiten eines umweltzerstörerischen und menschenunwürdigen Raubbaus an natürlichen Rohstoffen, hier Palmöl, stehen jedem vor Augen, der seinen Blick nicht verschließt, wenn Urwald illegal vernichtet wird und unsere Lebensgrundlagen verloren gehen.“ Dann erklärt er, wie wichtig doch Suffizienz sei: „Obligatorisch erscheint mir der Gedanke der Suffizienz. Er muss neben die Transformation hin zu einer umweltgerechten Produktion von Palmöl treten. Wir müssen auch über ein Weniger an Verbrauch reden“, so Günther Bachmann. Schöne Worte über Suffizienz. Und die Taten? Die Stiftung vergibt einen Preis an einen Konzern, der Profite mit Raubbau in den letzten Regenwäldern Indonesiens macht und erklärtermaßen voll auf Expansionskurs ist. Mehr Argumente und den Briefwechsel mit der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis gibt es hier. Ausführliche Berichte über unsere Greenwashing-Kritik gab es u.a. im DLF, bei Wdr.de  und in der FAZ („Kontroverse um den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Umweltverbände werfen Unilever „Greenwashing“ vor und kritisieren Auszeichnung des Konsumgüterkonzerns“, 7.12.12). P.S. Der Konzern Wilmar, Palmöl-Lieferant von Unilever, hat übrigens beim diesjährigen Umwelt-Ranking von Newsweek im Vergleich mit 500 global operierenden Konzernen den allerletzten Platz gemacht.

Ute Bertrand

2 Gedanken zu “Wie Unilevers Expansionskurs schöngeredet wird

  1. Ein freundliches Hallo in die Runde! Ich habe auf meiner Webseite unter http://www.jkms.info/blog/nachhaltigkeit/ über die Thematik berichtet. Nachdem der Pingback weiter unten ziemlich seltsam aussieht und wahrscheinlich niemandem zum Lesen einladen wird, poste ich den Link nochmals in den Kommentaren.

    Der Punkt, der für mich relevant ist, ist, dass das Vorgehen von Unilever nicht etwas Besonderes ist, sondern absoluter Standard. Da kann noch so viel blabla von der Seite der Konzerne kommen: Nachhaltigkeit, Zertifizierungen, Social Responsibility… Im Grunde sind das nur Taktiken um das wahre Ziel zu verschleiern. Und dieses Ziel ist nun mal: Gewinn.

    Erstaunlich ist nur die Chuzpe, die Unilver beweist, indem der Konzern sich sein zweifelhaftes Vorgehen auch noch prämieren lässt.

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